Chronik
Auch die Bedingungen für die am 16. September 1933 im Dahlschen Gasthof Netzow gegründete Freiwillige Feuerwehr = FF wurden Schritt für Schritt verbessert. 29 Mitglieder zählte sie damals. Oberführer war Walter Dahlenburg, Stellvertreter Gustav Köhn, Schriftführer und Kassenwart Otto Kurth. In der Folgezeit waren Wehrführer von
- 1952 bis 1968 Artur Pleiß
- 1969 bis 1975 Horst Granzow
- 1975 bis 1988 Richard Tiedtke.
Im Jahr 1960 zählte die FF 16 Mitglieder.
Im Landeshauptarchiv Potsdam gibt es eine Akte aus den Jahren 1847 – 1856 über Abgaben der Kirche zum Bau des Spritzenhauses und Feuerleiterschauers und zur Unterhaltung der Feuerlöschgeräte. Aus dieser Zeit stammte das erste Spritzenhaus. 1956 wurde begonnen, ein neues Spritzenhaus auf dem Dorfanger an der Kirchhofsmauer zu errichten, was 1959 fertiggestellt wurde. Der 1959 in der Dorfmitte errichtete Schlauchturm wurde 1970 abgerissen. Die Sirene der FF, die sich auf dem Haus Tiedtke befindet, ertönte seit 1964 jeden Sonnabend um 12.00 Uhr zur Feststellung ihrer Betriebssicherheit. Heute wird sie am 1. Mittwoch im Monat auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft. Dies geschieht seit 1996 von der Leitstelle Perleberg aus. Vorher mußte die Sirene von Hand ausgelöst werden. Der Feuermelder befindet sich ebenfalls am Haus Tiedtke.
Netzow hat zwei Feuerlöschteiche – einer befindet sich hinter dem Gasthof Dahl und seit ca. 1970 ein weiterer vor dem Grundstück Frohreich in der Söllenthiner Str. Der Feuerlöschteich hinter dem Gasthof Dahl stammt noch aus der Zeit des Lehnschulzen, dem zu seiner Zeit auch das Feuerlöschwesen unterstand. Auch die Sisterne auf dem Anger in unmittelbarer Nähe des alten Spritzenhauses diente früher als Feuerlöschteich.
Früher waren alle wehrhaften Bürger zur Brandbekämpfung verpflichtet – es bestand die sogenannte Pflichtfeuerwehr. Die Bürger wurden durch die Sturmglocke alarmiert. In einer alten allgemeinen Dorfordnung aus der Zeit Ende des 17./Anfang des 18. Jahrhundert konnte man folgendes über das Feuerlöschwesen lesen:
„Es soll ein jeder Hüfner im Dorfe sowohl der Kossäte eine Laterne, einen geschmierten erdenen Eimer, eine fertige lange Leiter, der Einhüfner einen Feuerhaken und zwei Kossäten auch einen Feuerhaken haben, damit man dieselben in Zeiten der Not bei Händen und zu Gebrauch haben möge.“
„... ganze Gemeinde alle Quartale einmal in ganzen Dorfe herumgehen, eines jeden Feuerstätt und Schornstein oder Rauchhaus (Räucherkammer) zu besehen und so etwas gefährlich befunden, abschaffen, es der Herrschaft berichten und anmelden.“
Die Strafen für Unterlassungen in diesen Dingen waren recht hoch, war doch die Feuergefahr in dieser Zeit durch die mit Stroh gedeckten Häuser besonders groß. Vor allen Dingen sollte der Untertan „mit allem treuen Fleiß auf sein Feuer acht haben und seinen Kindern und Gesinde nicht gestatten mit bloßem Kien oder Licht umzugehen.“
Bis in das 19. Jahrhundert hinein waren der Ledereimer als Wassereimer, Leitern und Feuerhaken die einzigen Geräte zur Feuerbekämpfung. Anfang des 19. Jahrhunderts gab es dann die Gespannspritze. Auch die Feuerkassenversicherung als Pflicht kam jetzt auf. Dabei wurde das Strohdach, auch „heißes Dach“ genannt, am höchsten eingestuft.
1802 brannte die Scheune auf dem Hofe des Ackermanns Hans-Joachim Röhl. Im Jahre 1860 soll es in Netzow ein Großfeuer gegeben haben, das die halbe Dorfstraße von Thieles Gehöft bis zum Stall von Dahl herunterbrannte. Während die Hofbesitzer ihr Mittag einnahmen, soll ein Kind durch Spielen mit dem Feuer den Brand ausgelöst haben. Folgende Überlieferung gibt es hierzu: Der Gutsbesitzer aus Holzhausen kam auf einen Schimmel geritten. Er ritt dreimal um den Stall von Dahl mit dem Feuer um die Wette und sprang in den Teich auf dem Gehöft und ritt dann schnell wieder davon. Das Feuer brannte nicht mehr. Der Schimmelreiter hatte das Feuer besprochen. Durch den Sprung in den Teich soll er sein Leben gerettet haben, denn das Feuer war ihm auf den Fersen.
Bis in die 50er Jahre hinein gab es sogenannte „Brandtafeln“, die wöchentlich von Hof zu Hof weitergegeben wurden. Auf diesen war die benötigte Zahl Gespanne mit Jauchefässer voll Wasser und Leute bei einem ausbrechenden Brand vermerkt. Bei Gewittergefahr standen nachts die Pferde mit angelegtem Geschirr im Stall.
Seit 1989 ist Ulrich Peters der Wehrführer der FF.
Das alte Feuerwehrgerätehaus ist mit der Zeit durch die Anschaffung von immer mehr Technik und Ausrüstungsgegenstände viel zu klein geworden. Aber eigene Mittel zur Erweiterung dieses sind nicht vorhanden. So steht es zur Zeit leer. Bei den Mitgliedern der FF liegt die Bereitschaft vor, entsprechende Arbeiten in ihrer Freizeit kostenlos durchzuführen, wenn die Materialien dafür zur Verfügung gestellt werden. Das Feuerwehrauto steht seit 1993 nach der Neuanschaffung des „Opel Blitz“ auf dem Gehöft des Wehrführers Peters. Ebenso ist hier nun die gesamte Ausrüstung untergebracht.
Das Einsatzgebiet der FF Netzow erstreckt sich hauptsächlich auf den Amtsbereich Plattenburg. Auch Feuerwache und Beseitigung von Sturmschäden gehören zum Einsatz.
Seit April 1998 gibt es im Dorf auch wieder eine Jugendwehr. 11 Jungen und Mädchen aus Netzow und Bendelin beschäftigen sich in ihrer Freizeit regelmäßig mit der Technik des Feuerlöschens.
Viel trug in der Vergangenheit und trägt auch heute wieder die FF zum geselligen Leben in Netzow bei. Seit 1995 organisiert sie, mit Gründung des Dorfvereins im Frühjahr 1998 mit diesem zusammen, zweimal im Jahr, und zwar zum 30.04. und 02.10., ein Lagerfeuer mit Bratwurst, Getränke und verschiedenen Belustigungen für Jung und Alt. Eingeleitet werden diese Lagerfeuer durch einen Laternenumzug für die Kinder mit Musik durch das Dorf. Seit 1997 findet zweimal ein Spieleabend im Gasthof Dahl statt, ebenfalls von der FF organisiert. Auf dem Dorfplatz errichtete sie 1997 einen Volleyballplatz und einen Pavillion und 1998 einen Grill.
1998 feierte die FF ihr 75jähriges Bestehen. Dieses Jubiläum wurde im Juni zusammen mit einem Dorffest zu einem Höhepunkt für die gesamte Gemeinde.