Chronik
1913 wurde die Freiwillige Feuerwehr von Söllenthin gegründet. Das Feuerlöschwesen war in frühester Zeit dem Lehnschulzen unterstellt und später hatte die Gemeindevertretung dafür Sorge zu tragen. Früher waren alle wehrhaften Bürger zur Brandbekämpfung verpflichtet – es bestand die sogenannte Pflichtfeuerwehr. Die Bürger wurden durch die Sturmglocke alarmiert. In einer alten allgemeinen Dorfordnung aus der Zeit Ende des 17./Anfang des 18. Jahrhunderts konnte man folgendes über das Feuerlöschwesen lesen:
„Es soll ein jeder Hüfner im Dorfe sowohl der Kossäte eine Laterne, einen geschmierten erdenen Eimer, eine fertige lange Leiter, der Einhüfner einen Feuerhaken und zwei Kossäten auch einen Feuerhaken haben, damit man Dieselben in Zeiten der Not bei Händen und zu Gebrauch haben möge.“
„... ganze Gemeinde alle Quartale einmal in ganzen Dorfe herumgehen, eines jeden Feuerstätt und Schornstein oder Rauchhaus (Räucherkammer) zu besehen und so etwas gefährlich befunden, abschaffen, es der Herrschaft berichten und anmelden.“
Die Strafen für Unterlassungen in diesen Dingen waren recht hoch, war doch die Feuergefahr in dieser Zeit durch die mit Stroh gedeckten Häuser besonders groß. Vor allen Dingen sollte der Untertan „mit allem treuen Fleiß auf sein Feuer acht haben und seinen Kindern und Gesinde nicht gestatten mit bloßem Kien oder Licht umzugehen.“
Bis in das 19. Jahrhundert hinein waren der Ledereimer als Wassereimer, Leitern und Feuerhaken die einzigen Geräte zur Feuerbekämpfung. Anfang des 19. Jahrhunderts gab es dann die Gespannspritze. Auch die Feuerkassenversicherung als Pflicht kam jetzt auf. Dabei wurde das Strohdach, auch „heißes Dach“ genannt, am höchsten eingestuft.
Aus dem alten Gemeindeprotokollbuch von 1892 bis 1927 geht hervor, dass 1902 ein Auftrag erteilt wurde, zwei neue Feuerleitern herzustellen. Zu dieser Zeit gab es auch schon ein Spritzenhaus und an der Kirchhofmauer ein Leiterhaus. 1907 wurden die Wände und der Fußboden des alten Spritzenhauses mit Lehm ausgebessert. 1911 wurde dann an der Kirchhofsmauer bei der Friedenseiche ein neues Leiterhaus zur Unterbringung der Gemeindefeuerleitern gebaut.
1914 wurde eine neue Gemeindefeuerspritze angeschafft. 4 Bespannungspferde wurden versichert, 2 für die Gespannspritze und 2 für den Mannschaftswagen. Zu Spritzenmeistern wurde der Kossät Hermann Plätke und der Bauer Albert Koherr bestimmt. Der Druckmannschaft gehörten an: Mauer, Vettin, H. Hamel, Gerchau, A. Muxfeldt, Wallinda, Bartel, Wels, Esmann, Riek, Leppin, Stoye, Nickel, Herm, W. Herm, Lamprecht, Silber, Lemm, Heise, Möller. Dieselben machten sich strafbar, wenn die ohne Entschuldigung beim Feuer zurückblieben und mussten dann eine Strafe in Höhe von 1 M in die Gemeindekasse zahlen. Eine Entbindung von dieser Pflicht durften nur der Gemeindevorsteher oder die Schöffen genehmigen. Auch mussten alle den angesetzten Übungen durch die Spritzenmeister folge leisten. Nachts sollte bei Ausbruch des Feuers nicht mehr die Glocke geläutet werden, sondern vom Nachtwächter August Silber der Ausbruch des Feuers durch Betätigen der Hupe signalisiert werden. Dabei sollten unterschiedliche Töne kennzeichnen, ob das Feuer im Dorfe oder außerhalb war. Im Jahre 1921 wurden zwei neue Signalhupen angeschafft.
In der schweren Zeit der Inflation wagten die Gemeindevertreter von Söllenthin 1923 den Ankauf einer Baustelle zum Bau eines neuen Spritzenhauses an der Straße zwischen Wallinda und Bartel zum Zwecke der Unterstellung einer Handdruckspritze. Der Quadratmeter kostete 2000 M. So bald wie möglich wurde Material gekauft, da die Preise ständig stiegen. Da die Straße neben dem alten Kirchhof verbreitert werden sollte, wurde beschlossen, die alte Kirchhofmauer abzureißen und die Steine für den Bau des Spritzenhauses zu verwenden. Trotz allem musste auch hier die Steuer um 2000 % zur Kostendeckung erhöht werden. Elektrisches Licht bekam das Spritzenhaus von der Leitung aus dem Haus Wallinda.
1924 hatten beim Ausbrechen eines Feuers im Dorf 8 Wagen sofort Wasser zu fahren.
Bis in die 50er Jahre hinein gab es sogenannte „Brandtafeln“, die wöchentlich von Hof zu Hof weitergegeben wurden. Auf diesen war die benötigte Zahl Gespanne mit Jauchefässer voll Wasser und Leute, die bei einem ausbrechenden Brand zum Einsatz kommen sollten, vermerkt. Bei Gewittergefahr standen die Pferde mit angelegtem Geschirr auch nachts im Stall.
Wehrleiter waren:
- 1923 – 1930 Franz Wallinda
- 1930 – 1939 Paul Hamel
- 1939 – 1946 Alfred Leppin
- 1947 – 1952 Willi Reim
- 1952/53 Wilfried Wels
- 1972 Herbert Hamel
- 1993 Erhard Heise
- 1993 - Roland Heise.
Unter den politischen Bedingungen der Zeit nach dem 2. Weltkrieg durfte ein Bauer, der mehr als 20 ha bewirtschaftete, keine Funktion in der Feuerwehr bekleiden. Er war sogenannter Großbauer.
Die Feuerwehr führte in der Gemeinde auch Brandschutzkontrollen in den Wohn- und Stallgebäuden durch, welche aktenkundig gemacht wurden.
Im Jahre 1957 wurde die alte Handdruckspritze aus dem Jahr 1914 durch eine Motorspritze vom Typ TS 8 abgelöst. 1976 wurde in der FF Söllenthin eine Gruppe „Junge Brandschutzhelfer“ mit 10 Jugendlichen ins Leben gerufen. die heute die Einsatzgruppe der FF Söllenthin bilden. Die älteren Kameraden übernahmen die Aufgaben des vorbeugenden Brandschutzes. Die erste Härteprobe der nun verjüngten FF Söllenthin musste sie am Neujahrsmorgen des Jahres 1981 bestehen. Beim Genossenschaftsbauern Martin Heise in Söllenthin war um 00.15 Uhr durch Feuerwerkskörper ein Stall in Brand geraten. Die Brandbekämpfung war äußerst schwierig, da in dieser Nacht ein heftiger Sturm tobte. Die Wehren aus Netzow und Bendelin rückten zur Unterstützung und Sicherung der angrenzenden Gebäude an. Um 04.00 Uhr war der Brand unter Kontrolle. Die FF Söllenthin hatte bis in die Abendstunden des Neujahrstages zu tun, um ein Wiederaufkommen des Brandherdes zu verhindern.
Durch die aktive Arbeit des Wehrleiters Erhard Heise, der es verstand, junge Leute für die Arbeit in der FF zu begeistern, ist der Fortbestand bis zum heutigen Tage gewährleistet worden.
Aus Anlass des 70jährigen Bestehen der FF Söllenthin bekamen die Kameraden 1993 ein B-1000-Löschfahrzeug. Vorher mussten die Kameraden ohne Fahrzeug auskommen.